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Führt die Klimaerwärmung zu mehr Allergien?

Umweltbelastung

Allergiker werden es schon vermutet haben: Der Klimawandel lässt nicht nur die Temperaturen ansteigen, sondern verlängert auch die Flugzeit der Pollen. Aber stimmen die Gerüchte, dass er auch dafür sorgt, dass mehr Menschen Allergien entwickeln?

Greta Thrunberg und Klimastreik. Erstere könnte den Friedensnobelpreis erhalten (Stand Juli 2019) und letzteres hat zumindest gute Chancen „Jugendwort des Jahres“ zu werden. Was die beiden Begriffe verbindet, ist der Klimawandel. Das Thema wird gegenwärtig heißer diskutiert denn ja, denn mindestens genauso heiß sind auch die letzten Sommer. Dabei dürfte vielen noch gar nicht klar sein, in wie vielen Bereichen sich unser Leben verändert wird.
Zusammen mit den längeren Warmwetterphasen, verlängert sich auch die Blütezeit – und damit die Pollensaison – der Pflanzen. Dieser Trend ist bereits jetzt feststell- und bemerkbar. Auf der Nordhalbkugel hat sich die Wachstumsperiode und damit auch die Blüte bei allergenen Pflanzen in den letzten Jahrzehnten um bis zu acht Tage verlängert. In den mittleren und nördlichen Breiten sogar um zwei Wochen (!). Besonders für Pollenallergiker kann es daher in Zukunft zu unangenehmer werdenden Belastungen kommen.


Die neuen Pollenarten aus Übersee

Der Klimawandel birgt außerdem die Gefahr, dass neue Pollenarten auftreten, die von eingewanderten Pflanzen stammen und sich jetzt aufgrund erhöhter Temperaturen hier ansiedeln können. Das führt zu neuen Pollen, die teilweise auch deutlich aggressiver auftreten.

Ein Beispiel: Der gesundheitlich gefährlichste Eindringling dieser Art ist das Beifußblättrige Traubenkraut, die zur Gattung Ambrosia gehört – und auch eher unter diesem Namen bekannt ist. Dieses wird vom Klimawandel ganz besonders unterstützt. In Experimenten wurde festgestellt, dass bei einer Verdoppelung des CO2 Gehalts der Atmosphäre die Pollenproduktion dieser Pflanze um ganze 61 Prozent (!) zunimmt. Auch bei höheren Temperaturen nimmt die Biomasse der Pflanze zu und diese bildet mehr Pollen. Außerdem wird die Blühzeit naturgemäß verlängert. Modellrechnungen für Österreich kommen zu dem Ergebnis, dass sich bei einer Erhöhung der Temperaturen im Juli um lediglich ein Grad Celsius die von der Beifuß-Ambrosie besiedelte Fläche verdreifachen (!) würde.

Kurz gesagt, Ambrosia ist in Mitteleuropa auf dem Vormarsch.

Um die Ausbreitung des Unkrauts zu verhindern kann jeder seinen Beitrag leisten. Auf individueller Ebene wird dazu geraten, beim Kauf von Vogelfutter auf ambrosiafreie Produkte zu achten. Ambrosiapflanzen sollten, im Idealfall noch vor der Blütezeit, mitsamt Wurzeln ausgerissen bzw. ausgegraben und in einem Plastiksack entsorgt werden. Von Verbrennung, Kompostierung oder Entsorgung über den Biomüll wird abgeraten, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden.

Vorkommen auf öffentlichem Grund sollte man dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt melden. Da die Samen mehrere Jahre überdauern können, ist es ratsam die Stellen mit früheren Vorkommen über mehrere Jahre kontrollieren.
 

Werden durch den Klimawandel Allergien häufiger?

Insgesamt weisen Daten einer Reihe von Studien darauf hin, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einer weltweit beobachteten Zunahme von allergischen Atemwegserkrankungen gibt. Forscherinnen und Forscher erklären die Zunahme als eine Folge mit Anstiegen der Temperatur, häufigeren Hitzewellen und Stürmen. Längere Wärmeperioden führen zu höheren Pollenkonzentrationen, weil Pflanzen früher und intensiver blühen. Dazu kommt, dass an heißen Tagen Emissionen von Luftschadstoffen, wie Ozon, Feinstaub oder Stickoxide, hohe Werte erreichen und die Atemwege besonders belasten.

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Ein weiterer Anstieg sowie eine Steigerung der Schwere der Erkrankungen ist zu erwarten. Noch deutlicher ist der Trend speziell bei Asthma. Hier hat sich die Zahl der Erkrankungen innerhalb der letzten 20 Jahre mehr als verdoppelt. Asthma ist heute die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter.

(Wissenswert: Ein klassisches Beispiel für eine eingewanderte Pflanze ist übrigens das europäische Gras in Australien. Schafe nahmen während der Kolonialzeit die Samen aus Übersee in ihrer Wolle mit nach „Down Under“. Dort fielen sie auf den Boden und verdrängten nach und nach das ursprüngliche australische Gras.)


Umweltverschmutzung: Wie sehr verstärkt sie Allergien?


Viele Schadstoffe in der Luft führen auch zu vermehrtem Allergievorkommen in der Bevölkerung. Was Fachärzte lange schon vermuten, ist von der Wissenschaft mittlerweile nachgewiesen. Aber wie kommt es dazu und was kann man dagegen tun?

Wer Allergien bekommt bestimmen die Gene. Diese Annahme ist weit verbreitet und auch nicht unbedingt falsch. Unsere Abstammung hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Allergien. Kinder von Eltern, die selber an Allergien leiden, haben ein deutlich höheres Risiko selber welche zu entwickeln. Aber das muss nicht sein. Auch Menschen in deren Familienstammbaum keine Allergien vorkommen, können an welchen erkranken. Sämtliche Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaft weiß aber mittlerweile, dass unsere Umwelt einen großen Teil dazu beiträgt.
 

Allergien – ein Phänomen des Westens?

Die zunehmende Häufigkeit von Allergien in den letzten Jahrzehnten trifft laut der Weltgesundheitsorganisation auf nahezu alle Länder zu. Der Anstieg in westlichen Industriestaaten ist allerdings besonders auffällig. Nicht nur der veränderte Lebensstil in den Industrieländern (siehe Helikoptereltern) ist dafür verantwortlich. Auch die immer stärker werdende Umweltbelastung trägt einen immensen Teil dazu bei.

Eine erhöhte Sensibilisierung auf Allergien wird durch eine erhöhte Umweltbelastung hervorgerufen. Andererseits ist mittlerweile bekannt, dass gewisse Allergiequellen durch eine erhöhte Umweltverschmutzung in einer aggressiveren/reaktiveren Form auftreten. Soll heißen: Neben der Häufigkeit nimmt auch die Intensität der Allergien zu. Umweltfaktoren wie Außenluftschadstoffe (etwa Feinstaub) und Innenraumbelastungen tragen ihren Teil dazu bei.
Das wird so auch durch verschiedene Studien belegt. So wurde etwa in einer länderübergreifenden Studie von 2013 nachgewiesen, dass Kinder, die in einem landwirtschaftlichen Umfeld aufwachsen, ein deutlich geringeres Risiko haben, an einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut, einer Pollenallergie oder Asthma zu erkranken.

 

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